09.06.2016 | Christina Ingerfurth

Die Schulgärtnerei im Landheim

Bernhard Korilla, unser Schulgärtner, stellt seinen Wirkungsbereich vor. Und er macht deutlich, dass ein Schulgarten wie der unsere nicht nur dekorativ ist, sondern vor allem großen pädagogischen Nutzen hat.

Mein Leben und Arbeiten als Schulgärtner - Bernhard Korilla

Im April 2012 erfuhr ich durch Zufall von einer Stelle als Gärtner in der traditionsreichen Stiftung Landheim Schondorf, die als Landerziehungsheim 1905 von Julius Lohmann gegründet wurde. Hier sind ein staatlich genehmigtes Gymnasium, ein staatlich anerkanntes Gymnasium und eine private Grundschule und das Internat unter einem Dach bzw. auf einem idyllisch gelegenen Campus am Ammersee  vereint. Credo des Landheims ist Lernen mit Kopf, Herz und Hand, was neben der normalen Schule ein umfangreiches praktisches Werkstätten-Programm beinhaltet.

Hier lernen die Kinder und Jugendlichen etwas selbst herzustellen und sich gegebenenfalls auch die Hände schmutzig zu machen. Neben zahlreichen musischen und sportlichen Werkstätten sind vor allem die handwerklichen Bereiche Schreinerei, Schlosserei, Töpferei und die Gärtnerei wichtiger Bestandteil  des Bildungskonzeptes.

Mein Arbeitsbereich liegt zum Einen im Erhalt, der Entwicklung und Pflege der Pflanzen auf dem Campus, zum Anderen in der Arbeit im pädagogischen Bereich mit den Schülern. Da ich noch meine eigene Staudengärtnerei am Wörthsee betreibe, ist meine Stundenzahl auf 25 pro Woche beschränkt.

Von der Gründung bis etwa in die 1970-ger Jahre versorgte sich das Landheim mit den angebauten Gärtnereiprodukten selbst, die Flächen wurden jedoch aus wirtschaftlichen Gründen immer weiter reduziert. Vor Allem in den Kriegsjahren war die Möglichkeit der Nahrungsmittelproduktion von großer Bedeutung. In großen Frühbeetanlagen und Gewächshäusern wurde ein Teil der Versorgung sichergestellt, in den Nachkriegsjahren war man aber noch auf zusätzliche Lebensmittelspenden der Schülereltern angewiesen.
Heute wird nur noch ein sehr kleiner Teil der Erzeugnisse in der Küche verarbeitet, der größte Teil wird an Schüler und Mitarbeiter abgegeben.

Die Dimensionen des Gartens haben sich soweit reduziert (ca. 1000 qm), dass er nun  in erster Linie zur Durchführung der „Werkstatt“ dient. Ein gut ausgestattetes Gewächshaus, ein großer Gemüsegarten und jede Menge Platz für neue Ideen  sind die besten Voraussetzungen für ein abwechslungsreiches Arbeiten mit den Kindern. Diese wählen ihre Werkstätten am Anfang des Schuljahres verbindlich für ein Jahr und sind dann ein bis zweimal wöchentlich nachmittags zur Teilnahme verpflichtet. In dieser Zeit haben sie die Gelegenheit die wichtigsten gärtnerischen Grundlagen, wie die Vermehrung verschiedener Gemüse-, Zimmer- und Zierpflanzen, zu lernen. Die selbst vermehrten Pflanzen werden dann versorgt, beobachtet und zu guter Letzt mit nach Hause genommen. Des Weiteren werden auch Schnittblumen arrangiert und saisonale Kränze gebunden. Besonders beliebt ist natürlich das Ernten des selbst gezogenen Gemüses. Leider fällt dies oft in die Ferienzeit und so können die Kinder nicht immer die Früchte ihrer Arbeit ernten.

Seit September 2012 gibt es die private Grundschule unter dem Dach der  Stiftung Landheim Schondorf. Die Schüler dort haben noch keine Werkstätten wie die Gymnasiasten, sondern besuchen jeweils ein Trimester ein Atelier, eine auf die jüngeren Kinder abgestimmte Form der Werkstatt.

Mit den Grundschülern zu arbeiten macht besonders Spaß, betrachten sie ihre Umwelt doch aus einem ganz anderen Blickwinkel als größere Schüler oder gar Erwachsene. Sie saugen die Informationen und Angebote auf wie ein Schwamm. Ob Kürbisschnitzen oder Adventskranzbinden, mit Feuereifer wird drauflos gearbeitet. Besonders stolz sind die Kleinen immer wenn sie eines ihrer Werke mit nach Hause nehmen können.
Beliebt, auch bei den Größeren ist das Zubereiten und Verspeisen der verschieden Produkte aus dem Schulgarten. Da schmeckt auch den  „Gemüse-Hassern“ der selbst gesäte, gepflegte, geerntete und schließlich zubereitete Salat.
Seit fast zwei Jahren sind wir auch stolze Besitzer von sechs Hühnern und zwei Hähnen unterschiedlicher Rassen. Sie runden unser Programm ab und lehren die Kindern Fürsorge und Verantwortung.

Bei den Schülern der Unterstufe (fünfte bis siebte Klasse) gilt es auch noch andere Werte zu vermitteln. Der sorgsame Umgang mit Materialien, nachhaltige Bodenpflege, ökologische Zusammenhänge und die Förderung von Nützlingen werden in unterschiedlichen Projekten erlernt und praktisch umgesetzt.
Dabei sollte natürlich die Freude am Tun nicht zu kurz kommen, denn gegen den Willen der Kinder zu arbeiten bringt beiden Seiten keinen Spaß und auch keine befriedigenden Ergebnisse.
Die Besuche im botanischen Garten München sind immer ein Highlight im Gartenjahr, denn auch die beste Schulgärtnerei kann mit dieser Vielfalt an Pflanzen nicht mithalten.

Um möglichst viele Schülern  in Berührung mit dem Angebot des Schulgartens zu bringen, gibt es in regelmäßigen Abständen Events für Alle. Im Frühling einen Wildkräuterspaziergang, im Herbst ein Erntedankfest und nicht zu vergessen das sehr beliebte Adventskranz binden. Hier zeigt sich recht eindrucksvoll, wie verschieden die Charaktere sind und wie unterschiedlich sie sich ausdrücken. Selbst die Oberstufenschüler, die teilweise von ihren Lehren zur Teilnahme verpflichtet werden, haben nach anfänglicher Skepsis großen Spaß und sind riesig stolz auf ihr Ergebnis.

Der gesamte Schulgarten und die Streuobstwiese werden nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus bewirtschaftet (Naturland) und auch regelmäßig kontrolliert. Daher und weil die Stiftung als gemeinnützig anerkannt ist,  kann im Landheim auch ein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert werden. Träger hierfür gibt es aus dem kirchlichen und dem Naturschutz-Bereich. Diese verteilen die Kandidaten dann auf ihre Einsatzstellen. Hier im Landheim sind die Lernfelder besonders vielseitig, können doch Erfahrungen sowohl im Bereich Pädagogik als auch im Bereich Umwelt / Gartenbau erworben werden.
Derzeit ist die FÖJ-Stelle unbesetzt, es gibt aber eine Auszubildende, die eine kombinierte Ausbildung zur Staudengärtnerin in der Stauden- und in der Schulgärtnerei absolviert.

Für die Zukunft ist noch eine weitere Vernetzung zwischen Schule und Werkstätten sowie der einzelnen Werkstätten untereinander geplant. Ich hoffe noch bei vielen Schülergenerationen die Neugier an Natur und Gartenbau zu wecken und ein Samenkorn in ihnen zu legen.